Banane in den Wolken

Resümee oder „Banane in den Wolken      Text: Lesedauer 4.40min

Seit 2017 bin ich Künstler bei Singulart. Daher ein etwas ausführlicheres Resümee.  Der Anfang von Singulart war vielversprechend. Die Kommunikation mit den Mitarbeiter*innen erfolgte sogar persönlich. Dann kamen neue Kommunikationspartner mit den wohlklingenden Namen „Artist Liaison“ mit eher standardisierten Meldungen, und jetzt wird einem eine KI zur Seite gestellt, die den Namen Support nicht verdient.

Ich weiß nicht so recht, wo ich mit dem Absturz und dem unmoralischen Verhalten gegenüber den Künstlern bei Singulart anfangen soll. Die viel diskutierten Gebühren von 50% sind ein guter Anfangspunkt. Engagierte Online-Galerien haben Auslagen, gezielte Werbung für den Künstler auf Suchmaschinen und in den sozialen Netzwerken, sowie Transportkosten mit eventuellen Rücksendekosten, die bei mittleren und großen Formaten von Bildern und Objekten inklusive einer Transportversicherung in den vierstelligen Bereich kommen. Dazu kommen Unkosten für Fachpersonal, elektronisches Equipment, Serverkosten und ein Büro. 50 Prozent Gebühren für Künstler*innen sind schmerzhaft und das äußerste Limit.

Werden diese Leistungen von einer Online-Galerie verantwortungsvoll umgesetzt, kann jeder selbst entscheiden, wie er mit den 50 Prozent Gebühren umgeht und kalkuliert. Doch wie werden diese Leistungen und Ausgaben von Singulart umgesetzt, die ihre 50 Prozent Provision rechtfertigen? Die Homepage ist für den Betrachter gut gemacht, in der Anwendung für die Künstler*innen wurde viel unternommen und verschlimmbessert, die  auftretenden Bugs in deinem Dashboard werden vom Support ignoriert oder mit Unwissenheit behandelt . Der Text für deine persönliche Biografie sowie die Texte über deiner Bilder werden KI-unterstützt verfasst, was wirklich an die Schmerzgrenze geht und keine Hilfe ist. Das Kuratorenteam sucht mit der KI im Teamwork mit weniger Kunstverständnis, dafür mit mehr Cleverness, nach geeigneten Kunstsammlern. Kunstinteressenten mit der Lieblingsfarbe Rot und Pferdeliebhaber suchen ein Bild? Da passt doch ein in Rot gemaltes Pferd oder ein Ferrari. Die viel gepriesene Unterstützung durch Fachpersonal entfällt. Die hohen Transportkosten werden von den Kunden getragen. Bei einer Retoure, eventuell innerhalb eines Jahres, können die Kunstwerke vom Kunden kostenlos zurückgeschickt werden. Das fördert ein Verhalten, wie man es von großen Shopping-Portalen kennt: ‚Gefällt nicht, Retourenware‘ oder ein Jahr kostenlos Kunst genießen. Klimafreundlich funktioniert anders; da helfen auch nicht die empfohlenen, umweltfreundlichen und überteuerten Verpackungen vom Partnerunternehmen.

Anders als bei den Massenprodukten geht es um exklusive Kunstunikate, die bei einer Retoure nicht einfach zerschreddert werden können. Werden hier Banksys Visionen wahr? Die unzureichende Transparenz seitens Singulart, was mit einer „Retourenware“ geschehen soll, lässt Spekulationen zu. Die „Offline-Galerien“ von Singulart werden eventuell bald zu Secondhandshops für zurückgesendete Kunstwerke. Dass Singulart die gesamten Kosten einer Jahres-Retoure übernimmt, kann ich nicht ganz glauben. Dies könnte wirtschaftlich betrachtet das Ende von Singulart bedeuten, insbesondere angesichts der logistischen und hohen finanziellen Belastungen. Die fehlende Kommunikation seitens Singulart über dieses Thema lässt ein kalkuliertes Vorgehen in Zusammenhang mit dem neuen Bezahlsystem und dem exklusiven Verkauf von überteuerten Drucken berühmter Künstler im fünfstelligen Bereich vermuten.

Bei einem Goldabo über ca. 700 Euro jährlich, die Angebote variieren, kann ein Kunstwerk im Wert von 700 Euro von Singulart theoretisch selbst erworben werden. Das Schicksal dieses Werkes ist unbekannt, die unverdiente 50 Prozent Provision von Singulart in diesem Beispiel über 350 Euro ist ein guter Verdienst und Motivation für den Künstler, sein Abo zu verlängern oder sogar upzugraden. Wer wird schon sein Abo kündigen, wenn sogar mehrere Bilder geordert werden, eventuell eine ganze Serie im sechsstelligen Bereich, diese aber nach einem Jahr retoure gehen? Ach ja, Singulart übernimmt das kulanterweise. Wie ist das eigentlich, wenn ein Freund irgendein Bild von mir bei Singulart kauft und es innerhalb eines Jahres zurückschickt? Laut Singulart bekomme ich den vollen Wert meines Werkes innerhalb der regulären Zeit von zwei Wochen ausgezahlt, und „im Falle einer Rückgabe gehen alle Kosten zu Lasten von SINGULART und nicht des Künstlers“. Mein Freund als Kunde hat sein Geld zurückbekommen, und ich habe 50 Prozent Provision erhalten, und Singulart hat jetzt mein Bild „Banane in den Wolken“ im Wert von 5000 Euro. Dieses System von Singulart kann so nicht funktionieren.

Wie sieht das eigentlich mit der bestehenden Künstlerfamilie Singulart im Bezahlsystem aus? Was machen jetzt die Künstler*innen in den Ländern, wo 30 Euro ein Monatseinkommen sind? Alleinerziehende, sozial schwächer Gestellte und Künstler*innen in dünn besiedelten Regionen, für die eine Online-Galerie eine Chance war, etwas mit ihrer Kunst zu verdienen. Wie gehen diese Künstler*innen mit dem Bezahlsystem Silber, Gold, Platin von Singulart um? Wo hat Singulart die Künstler*innen gelassen, die sie mit aufgebaut haben? Eine Galerie ist kein Wohlfahrtsverein, richtig. Aber dann soll sich Singulart bitte nicht in den Medien als großer Künstlerförderer feiern. Vielfalt, Diversität, nein, bei 69 Euro im Monat ist der halbe Erdball draußen. Das erhöht nicht unbedingt die Sichtbarkeit für die, die meinen, ihr Glück mit Geld bei Singulart zu versuchen. Bei einem Platin-Abo wird eine garantierte Aufnahme in exklusiven Kunstsammlungen versprochen. Und wenn 1000 Künstler*innen dieses Abo abgeschlossen haben, die es sich einfach leisten können und in diesen Sammlungen erscheinen, muss das nicht unbedingt gut sein. Kunstinteressierte und potenzielle Käufer werden abspringen, da sich die Qualität der Präsentationen verschlechtern wird.

Anfang Juli wird mein umfangreicher Account nach sieben Jahren gesperrt werden, da ich nicht einen Euro für ein Abo bei den Konditionen und beschriebenen unseriösen Verhältnissen ausgeben werde. Es gibt noch kostenlose Online-Galerien, und das Geld für ein Abo kann in die eigene Promotion investiert werden. 

Ich werde jetzt erst mal meinen Freund anrufen und ein Bild malen: „Banane in den Wolken“.

About Author

BoraiMy works tell short stories. As a medium, I prefer paper from daily newspapers. The information and illustrations in the newspapers provide me with the background for my artistic work. For the visual design my motivation grows from the change of the given, with the necessary resulting artistic stylistic means. This procedure can be referred to as a "crossover". A method of conscious and unconscious work steps that leads directly to the necessary image statement, the image content. I would like to describe my work process with the result as - the awakening of the dream, remembering the future. I love the lightness of paper, my favorite material for painting, collage and sculpture. Modern Art presented directly from the art studio or from the vast collection from Ahmed Borais art pool - narrtive painting, narrative sculpture, paperwork, fotocollage and more artworks here on this page. There is an own Shopservice with recommendations. The artworks here can also be purchased on artportals such as SaatchiArt or Singulart.

As my favourite medium, I prefer paper from daily newspapers. The information and illustrations in the newspapers provide me with the background for my artistic work. For the visual design my motivation grows from the change of the given, with the necessary resulting artistic stylistic means. This procedure can be referred to as a "crossover". A method of conscious and unconscious work steps that leads directly to the necessary image statement, the image content. I would like to describe my work process with the result as - the awakening of the dream, remembering the future. I love the lightness of paper, my favorite material for painting, collage and sculpture. Modern Art presented directly from the art studio or from the vast collection from Ahmed Borais art pool - narrtive painting, narrative sculpture, paperwork, fotocollage and more artworks here on this page. There is an own Shopservice with recommendations. The artworks here can also be purchased on SaatchiArt.

Copyrights @ 2022 by A.Borai   / Theme Created by ColorthemeWP  Copyrights @ 2022
Cookie Consent mit Real Cookie Banner